Erhalten Schulen jetzt endlich Luftfilter?

Dr. Heiner Massmann/Mitglied Gemeinderat Wurster Nordseeküste

Erinnern Sie sich noch an den Herbst 2020? Der 7-Tage-Inzidenz-Wert lag schon bei über 100 – Tendenz steigend! Angesichts der zusehend dramatischer werdenden Lage in den Schulen forderten Eltern, Schulleiter/innen und insbesondere auch die Bildungsgewerkschaften, schnellstmöglich Luftfilter in den Klassenräumen zu installieren, um die Gefahr einer zu hohen Aerosolbelastung zu senken. Nach Meinung von Gesundheitsexperten ist das Risiko einer Ansteckung in einem vollbesetzten Klassenraum  11,5 Mal höher als in einem Supermarkt! Doch dann die große Enttäuschung: Die Kultusministerkonferenz (KMK) teilte am 23.09.2020 mit, der Einsatz solcher Geräte sei grundsätzlich nicht nötig!

 

Mittlerweile ist der Druck auf Bund, Länder und Kommunen anscheinend so stark angewachsen, dass endlich Geld für den Gesundheitsschutz unserer Schüler/innen in die Hand genommen und in Luftfilter investiert wird. Kein Wunder, denn mittlerweile ist klar, dass ein Großteil der Schülerschaft im Herbst nicht geimpft sein wird. Die Sorgen vor einem ungebremsten Infektionsgeschehen in der Schule ist angesichts neuer Mutanten sehr groß.

 

Doch wie realistisch ist eine erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahme?

 

Wenn zum nächsten Schuljahr im Herbst alle Schulen in Deutschland technisch so aufgerüstet sein sollen, dass ein wirksamer Infektionsschutz greift, müsste in allen Bundesländern mit Hochdruck an entsprechenden Programmen gearbeitet werden. Gefördert werden soll nun der Neueinbau von stationären Frischluft-Klimaanlagen in Kindergärten und Grundschulen – leider nur zu 80%! Mit anderen Worten: Kommunen müssen also 20% Eigenanteil aufbringen. Und Anträge können nur für Räume gestellt werden, die für Kinder bis 12 Jahre vorgesehen sind, da für diese Altersgruppe bisher kein Impfstoff gegen Corona zugelassen ist. Da nur Bestandsanlagen gefördert werden, fallen (fast) alle Schulen aus: Nur etwa jede zehnte Schule verfügt nach Einschätzung des entsprechenden Branchenverbandes über eine Klimaanlage! Zu beachten ist vor allem die begrenzte Antragsfrist, die schon Ende des Jahres(!) endet.

 

Bildungsgewerkschaften haben bereits gefordert, die anstehende Sommerferienzeit zu nutzen, um entsprechende Umbauten an den Schulen vorzunehmen: Die ersten Bundesländer gehen ja bereits Ende Juni in die Ferien. Im Forum „News4teachers“ ist nämlich schon bezweifelt worden, dass sich bis zum Ende der Sommerferien fest installierte Lüftungsanlagen beantragen, ausschreiben, beauftragen und montieren lassen. In Deutschland gibt es über 15000 Grundschulen und über 57000 Kitas, bei denen der nachträgliche Einbau einer Lüftungs- bzw. Klimaanlage eine hochkomplexe Maßnahme darstellt. Startet man jetzt mit der Planung, beginnt der Bau in den Sommerferien 2022 – aber mit Sicherheit nicht mehr im Jahr 2021!

 

Fazit: Dass Luftfilter in Schulklassen zur Verringerung der Aerosolbelastung sinnvoll und wichtig sind und zur Gesunderhaltung der Schüler/innen beitragen, steht sicherlich außerhalb jeder Diskussion.

   Warum diese Filter jedoch im Herbst 2020 trotz extrem hoher Inzidenz-Werte nicht installiert wurden, ist unerklärlich. Als Begründung angeblich zu hohe Kosten anzugeben, ist jedenfalls keine Entschuldigung. Und die aktuelle Neuanschaffung der Filter an so komplizierte Bedingungen zu knüpfen, die das Projekt scheitern lassen könnten, ist ebenfalls unbegreiflich. Schließlich ist doch geplant, im kommenden Schuljahr wieder Präsenzunterricht durchzuführen!

   Keine Mutter und kein Vater kann einen solchen Zick-Zack-Kurs nachvollziehen und verstehen. Vielmehr sind sie sehr verärgert und befürchten, dass es auch im kommenden Schuljahr „Chaos-Tage“ und viele unprofessionelle Entscheidungen (z.B. viel zu volle Schulbusse; FFP2-Masken(?)) geben könnte.